Ein weißes Blatt Papier… und jetzt?

Viele Künstler sind hochmotiviert und lieben es, zu malen oder alleine schon sich die Farben im Farbkasten oder auf der Palette anzuschauen. Sobald man ein Bild begonnen hat und man „im Flow“ ist, ist alles gut. Aber den Anfang zu finden, bereitet manch einem Probleme. Da hat man ein weißes Blatt Papier vor sich liegen oder einen jungfräulichen Block und kann sich beim besten Willen nicht überwinden, den ersten Pinselstrich zu setzen. Hilfreich ist es in erster Linie, wenn man schon ein Motiv im Kopf oder vor Augen hat. Ganz tolle Inspirationen bieten Blumensträuße oder Gestecke aus dem Blumenladen. Hier braucht man noch nicht mal groß eine Vorzeichnung oder Skizze. Oft reicht es schon, sich zu überlegen, welche Blüte der Hauptanziehungspunkt werden soll. Dann richtet man das Objekt so her, dass es in einem gedachten Rahmen in einem Drittelpunkt oder sogar dem Goldenen Schnitt liegt. Nun kann man auf dem weißen Aquarellpapier mit einem Bleistift ganz grob die einzelnen Objekte kennzeichnen, ihre relative Größe zueinander skizzieren und schon kann die Farbe ran. Auch Fotografien, die man im Urlaub oder zu Hause gemacht hat, Kalenderbilder, eine schöne Landschaft im Freien, ein Museumsbesuch oder der Besuch einer Galerie etc. bieten sehr viel Inspiration. Bei Bildern, die sich noch im Kopf befinden, wo also keine realistische Vorlage existiert, ist es ratsam, sich ein paar kleine Skizzen anzufertigen, um das noch ätherische Motiv in die 2-Dimensionalität zu bringen. Dies erleichtert sehr häufig die weitere Ausarbeitung. Nun kann es trotz vorhandener Inspirationen und Motivvorlagen zu einer Art „Blackout“ kommen und man kann einfach nicht anfangen mit dem Malen. In so einem Fall macht es Sinn, sich die Rückseite eines misslungenen Werkes oder ein Blatt aus einem billigen Aquarellblock zu nehmen und ein paar Lockerungsübungen zu machen. Hierfür kann man einfach locker auf das Papier Farbe spritzen, das Papier drehen und wenden und die Farben sich so mischen lassen, wieder Farbe darüber sprenkeln oder kleine Fantasiewirbel oder -figuren aufmalen, ganz ohne nachzudenken, ganz intuitiv. Einfach „machen“ ohne Hintergedanken, ohne Motiv, ohne Ziel. Naja, ein Ziel gibt es am Ende schon: dass man locker geworden ist und nun keine Angst mehr vor dem weißen Papier hat. Man hat damit quasi die „Vorspeise“ des Malens genossen und kann anschließend mit angeregtem Appetit zum „Hauptgang“ übergehen. Das „Dessert“, als krönenden Abschluss, ist das intensive Betrachten des fertigen Bildes nach Abschluss der Details. Am besten schon gleich in einem passenden Passepartout, um die Bildwirkung nochmals zu unterstützen. Bon Appetit!