Tuben oder Näpfe?

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, was denn besser sei: Tuben oder Näpfe? Prinzipiell sind beide gleich gut. Es kommt nur darauf an, was man möchte, wie man malt und wo man malt. Näpfe sind eine sehr gute Wahl, wenn man unterwegs ist und die Farben in einem kleinen Kasten griffbereit haben möchte, um mal schnell kleine Motive zu zaubern. „Klein“ ist hier das Stichwort, denn mit 1/2 Näpfen kommt man nicht weit, wenn man gerne mit großen Pinseln und auf großen Flächen arbeitet. Die 1/2 Näpfe eignen sich daher nur, wenn man mit relativ kleinen Pinseln z.B. in sein Skizzenbuch oder auf Postkartengröße malen möchte. Ab DIN A3 wird es dann jedoch schon kritisch und man sollte zumindest auf die 1/1 Näpfe umsteigen. Diese erlauben es einem, auch mit größeren Pinseln zu arbeiten, die in ganzen Näpfen ausreichend Farbe aufnehmen können, um auch größere Formate zu füllen. Ab einer Papiergröße von DIN A2 oder auf Bögen im Format 56×76 cm sollte man jedoch auf Tubenfarben und Palette umsteigen. Der Vorteil von Tubenfarben ist der, das man sehr schnell, ohne langes „Herumrühren“ im Napf sehr viel Farbe auf dem Pinsel hat und diese schnell aufs Papier bringen kann. Die feuchten Farben leuchten auf dem Papier einfach intensiver, bedingt durch die größere Pigmentaufnahme. Und wenn man mal zuviel Farbe auf die Palette gedrückt hat, ist das auch kein Beinbruch, denn die Farbe lässt sich auch angetrocknet sehr gut mit einer Spritzflasche wieder anlösen und gibt schnell wieder viel Pigment ab, besser als jede Napffarbe. Als Kompromiss bietet es sich an, für unterwegs einen Leerkasten oder eine zusammenklappbare Palette zu nehmen und diese mit Näpfen zu bestücken, die man selbst mit Tubenfarben füllt oder im Falle der Klapp-Palette die Tubenfarbe in die Vertiefungen drückt und alles gut durchtrocknen lässt. Am besten mehrere Tage bis eine Woche bei Paletten. Bei Näpfen ist es ratsam, die Farbe schichtweise einzufüllen und zwischen jeder Schicht eine Trocknungsphase einzuplanen, sonst dauert es ewig bis die Farbe im Napf durchgetrocknet ist. Somit hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und man kann die Tubenfarben sowohl frisch und feucht wie auch angetrocknet verwenden. In diesem Fall sind die Tubenfarben durchaus ökonomischer als Näpfe, sowohl für den 08/15-Aquarellisten als auch für den Profi-Maler.

Ein weiterer Punkt ist die Art und Weise, wie man malt. Es gibt Künstler, die eher das klassische, zarte Aquarell bevorzugen. Hierbei wird mehr Wasser als Farbe verwendet und es kostet kaum Anstrengung, die wenige Farbe, die benötigt wird, aus den Näpfen zu holen. Arbeitet man hingegen eher modern und möchte ein intensives Farbergebnis produzieren, kommt man mit Näpfen nicht weit. Tuben sind hier 1. Wahl, da sie sofort präsent sind und eine schnelle, intensive Farbintensität aufs Papier bringen. Man muss sie ja nicht gleich pastös verwenden – kann es aber! Und diese Möglichkeit zu haben ist für viele der entscheidende Beweggrund, sich Tuben zuzulegen. Natürlich kann man auch mit frischen Tubenfarben zarte Bilder malen, je nachdem, wie viel Wasser man der Farbe beimischt. Jedoch bieten sich mit Tubenfarben kräftige, intensiv gefärbte Motive einfach an. Alles in Allem ist es jedoch eine persönlich Entscheidung und abhängig vom Malstil ob man sich für Tuben oder Näpfe entscheidet. Das Nonplusultra gibt es hier nicht.