Malen mit Aquarellfarben

Wenn man nun etwas über das Medium weiß, mit dem man sich beschäftigen möchte, dann kann man sofort loslegen mit dem Malen. Eine Grundregel im Aquarell gilt es zu beachten: das Weiß ist das Papierweiß, das man aussparen sollte an den Stellen, die später hell oder weiß sein sollen. Es gibt zwar weiße Aquarellfarbe, aber diese deckt sehr dunkel gemalte Stellen nicht ausreichend ab, um wirklich weiß zu erscheinen. Zudem ist es im Aquarell gerade die Transparenz und das Hindurchschimmern des Papiers, was ein Aquarell zum Leuchten bringt und attraktiv macht.

Um Papierweiß zu erhalten bedarf es zwangsläufig einer mehr oder weniger exakten Planung des Motivs. Viele Aquarellmaler machen sich daher vorher kleine Skizzen, legen dann eine Vorzeichnung in Originalgröße an, deren Umrisse sie dann auf das Aquarellpapier übertragen. Puristen sparen dann die entsprechenden Stellen beim Malen durch Achtsamkeit aus. Man kann jedoch auch Maskiermedium bzw. Rubbelkrepp verwenden, um die umgebenden Stellen zügig und sorgenfrei anzulegen. Das Maskiermedium besteht aus Latexgummi und wird vor dem Malen aufgetragen und gut trocknen gelassen. Danach kann man bedenkenlos über die maskierten Stellen malen. Ist die Farbe trocken, lässt sich das Maskiermedium ganz leicht wieder mit den Fingern oder einem festen Radiergummi abrubbeln und da Papierweiß kommt zum Vorschein. Damit die harten Ränder verschwinden, die meist unerwünscht sind, kann man die Grenzlinien zwischen Papierweiß und farbiger Fläche mit einem feuchten Pinsel vorsichtig verwischen. Eine weitere Regel, an die man sich halten sollte, ist, dass man von hell nach dunkel malt. Da man eben dunklere Farben mit helleren Farben nicht überdecken kann, weil sie transparent sind, malt man zuerst die helleren Stellen und lasiert dunklere Farbe darüber bzw. nur an die Stellen, die am Ende dunkel sein sollen. In der Öl- und Acrylmalerei geht man meist umgekehrt vor. Gut zu wissen ist zudem, dass Aquarellfarben fast immer deutlich heller auftrocknen als man sie malt. Möchte man also eine bestimmte Intensität erreichen, sollte man die Mischung immer etwas intensiver ansetzen, als man eigentlich möchte. Im trockenen Zustand sieht die Fläche dann deutlich blasser aus. Um das richtig abschätzen zu können, braucht es einige Erfahrung und viel Übung. Das sind die drei wichtigsten Regeln, die man beherzigen sollte.

Ansonsten gibt es kein Richtig oder Falsch in der Malerei. Je nachdem was man für Ansprüche an die eigene Kunst stellt, dürfen Häuser auch mal schief sein oder die Sonne grün. Allerdings ist ein natürlich einfacher, wenn man Grundkenntnisse in Perspektive und Zeichnen hat. Auch abstrakte und gegenstandslose Motive wirken mit diesen Grundkenntnissen deutlich besser. Für diese wie auch für realistische Darstellungen hat sich im Laufe der Jahrhunderte die Regel des Goldenen Schnitts oder die Drittelregel etabliert. Diese besagt, dass ein Bild am interessantesten wirkt, wenn das Hauptmotiv bzw. die Stelle des Bildes, die die Betrachteraugen auf sich ziehen soll, immer im Goldenen Schnitt liegen sollte. Man unterteilt ein Bild also sowohl vertikal wie auch horizontal in je zwei Abschnitte, die im Verhältnis 0,618 zu 0,382 stehen. An der Kreuzungsstelle zwischen Vertikaler und Horizontaler Linie befindet sich der Goldene Schnittpunkt. Eine etwas einfachere Regel, die aber auf dem gleichen Prinzip beruht, ist die Drittel-Regel: Hierbei wird das Blatt vertikal und horizontal in drei gleiche Längenabschnitte unterteilt, so dass 9 gleichgroße Vierecke entstehen. Die vier Schnittpunkte sind die optimalen Orte, an denen ein Blickfang gut zur Geltung kommt. Ein paar Sätze noch zur Farbenlehre. Jeder hat in der Schule schon mal etwas vom Farbkreis gehört. Dieser ist aufgebaut aus den drei Grund- oder Primärfarben Rot, Blau und Gelb, sowie den Sekundärfarben Violett, Grün und Orange. Die Primärfarben lassen sich nicht ermischen. Aus ihnen lassen sich jedoch alle anderen Farben mischen. So lassen sich aus Rot und Blau Violett, aus Blau und Gelb Grün und aus Gelb und Rot Orange mischen. Mischt man die jeweils nebeneinanderstehenden Primär- und Sekundärfarben entstehen die Tertiärfarben wie Gelbgrün, Gelborange, Orangerot, Rotviolett, Blauviolett und Blaugrün. Im Farbkreis stehen sich Komplementärfarben gegenüber. Ein Komplementärpaar besteht im einfachen Farbkreis aus einer Primärfarbe und einer Sekundärfarbe. Also die einfachsten Komplementärpaare sind Gelb und Violett, Blau und Orange und Rot und Grün. Mischt man Komplemenärpaare miteinander, ergibt es immer eine gedämpfte Farbe, die sich zwischen Grau und Braun bewegt. Mischt man alle Primärfarben in gleichen Teilen, erhält man ein Art Schwarz. Auf diese Weise könnte man letztlich alle Farben aus lediglich den drei Grundfarben ermischen. Weiß gibt es, wie oben beschrieben, im Aquarell an sich nicht. Man kann Farben jedoch trotzdem aufhellen, indem man ihnen lediglich mehr Wasser zufügt. So erhält man Pastelltöne. Abgedunkelt werden Farben im Aquarell eher selten mit Schwarz, da Schwarz eine so intensive Farbe ist, dass sie jede Leuchtkraft einer Farbe erstickt. Um eine zu grelle Farbe zu „brechen“, sollte man immer mit der Komplementärfarbe arbeiten oder mit einem dunklen Farbton wie Indigo oder Sepia, der nicht ganz so einschneidend ist wie echtes Schwarz. Mit diesem ganzen Hintergrundwissen kann es losgehen mit dem Malen.