Aquarellfarben

Aquarell stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „mit Wasser gemalt“ (aqua= Wasser). Ein Aquarell ist also ein Bild, das mit wasserlöslichen Farben gemalt wurde. Aber es bedeutet noch mehr, denn auch Gouache und Deckfarben, selbst Acrylfarben können mit Wasser gemalt werden. Der Unterschied besteht im Bindemittel und anderen Inhaltsstoffen der fertigen Farbe. So besteht Aquarellfarbe in der Regel lediglich aus hochwertigen Pigmenten und dem Bindemittel Gummi Arabicum und eventuell noch etwas Glyzerin oder Honig. Durch diese wenigen Inhaltsstoffe, die von sich aus transparent sind, wirken auch die Farben sehr transparent. So scheint immer noch das Papierweiß hindurch, wenn man auf Aquarellpapier malt. Malt man lasierend, also legt einzelne Farbschichten übereinander, scheint die untere Farbe durch die darüberliegende hindurch und erzeugt eine optische Mischung der Farbe. Dadurch wirkt sie reiner und leuchtender als würde man die gleiche Farbe in der Palette mischen. Deckfarben, die Farben des klassischen Schulmalkastens, sind mit Kreide gestreckt und lassen meist kein Lasieren im Aquarell-Sinn zu. Ebenso die Gouache-Farben, die zwar auch Gummi Arabicum enthalten, aber zudem gröber gemahlene Pigmente und Kreide enthalten. Man kann mit den Gouache-Farben jedoch auch lasierend malen, wenn man sie ausreichend mit Wasser verdünnt und kann mit ihnen ebenso deckend wie in der Ölmalerei malen. Allerdings ist die Leuchtkraft durch die enthaltene Kreide nicht so stark wie bei Aquarell-Farben.

Das Bindemittel Gummi Arabicum ist ein Baumharz, das aufgelöst wird und zu den Pigmenten gegeben wird. Es sorgt dafür, dass die Pigmente auf dem Malgrund (meist dickes, strukturiertes Aquarellpapier) haften bleibt und dass die Pigmente schön leuchten. Weitere Zusatzstoffe in den Aquarellfarben können Glyzerin und Honig sein. Glyzerin sorgt dafür, dass die angetrocknete Farbe im Näpfchen nicht derart austrocknet, dass sie bricht. Honig macht die Farbe geschmeidig und verbessert die Vermalbarkeit. Hin und wieder findet man bei manchen Herstellern Ochsengalle in ihren Rezepturen. Dieses setzt die Oberflächenspannung herab und führt dazu, dass sich Pigmente besser auf dem Papier verteilen. Ein Zuviel davon wirkt sich jedoch negativ auf das Malverhalten auf, da die Farben unter Umständen nicht mehr kontrollierbar sind.

Der Handel bietet Aquarellfarben in vielen Varianten an. Ganz klassisch sind die Tubenfarben, die eine cremige Konsistenz haben und frisch auf die Palette ausgedrückt leicht zugänglich sind. Die festen Aquarellfarben in Näpfen sind bei Leuten beliebt, die gerne im Freiland unterwegs sind und in der Natur malen. Sie sind sehr praktisch, da sie in einem kleinen Kasten transportiert werden können, wo sie in ihrem festen Zustand nirgendwo verkleben oder unbeabsichtigt andere Farben verschmutzen können. Aber es gibt auch nationale Vorlieben – ganz unabhängig von Freiland- oder Studioarbeit. In Deutschland und Österreich bevorzugt man eher die Farben in den Näpfen, in USA und Großbritannien nutzt man lieber die Tubenfarben. Weitere Varianten von Aquarellfarben sind Sticks oder „Kreiden“. Dabei wird die Aquarellfarbe in eine Kreide-ähnliche Form gebracht. Man kann mit ihnen trocknen malen und sie am Ende mit einem feuchten Pinsel vermalen, man kann mit ihnen auf feuchtem Untergrund malen oder sie in Wasser tauchen und auf trockenem Malgrund malen oder man kann sie nutzen wie Näpfe, indem man einfach mit dem nassen Pinsel Farbe vom Stick abnimmt. Eine praktische Version der Aquarellfarbe, wenn man eher zeichnerisch versiert ist, sind die Aquarellfarbstifte. Sie enthalten in einem Holzmantel Aquarellfarbe, die manchmal auch mit etwas Wachs gemischt ist. Diese ist mit Wasser anlösbar und kombiniert zeichnerische Medien mit aquarellartigen Effekten. Eher selten trifft man im Handel flüssige Aquarellfarbe an, die in Pipettenfläschchen angeboten wird oder das Aquarellpulver, das ebenfalls aus den herkömmlichen Ingredienzien besteht, jedoch durch seine körnige Konsistenz für vielfältige, kreative Effekte im Aquarellbild sorgen kann.

Die Qualität der Aquarellfarben schwankt von Hersteller zu Hersteller. Die Qualität entsteht vor allem dadurch, dass nur hochwertige Pigmente verwendet werden die zudem sorgfältig und sehr fein zermahlen werden. Im Idealfall befinden sich in einer Aquarellfarbe nur Pigment und Gummi Arabicum, sowie geringe Anteile von Honig oder Glyzerin. Sobald die Farbe mit Füllstoffen wie Kreide und ähnlichem gestreckt ist, ist sie von minderer Qualität. Das sieht man recht deutlich anhand der mangelnden Lasierfähigkeit der Farbe. Zudem wirkt sie „gebrochen“ und erzeugt einen Schmutz-Effekt, wenn man sie mit anderen Farben mischt. Schlechte Pigmente erkennt man meist an ihrer fehlenden Lichtechtheit. Das bedeutet, dass die Farben, wenn sie lange der Sonne oder generell Licht ausgesetzt sind, verblassen oder sich die Farbe anders verändert. Hochwertige Pigmente sind sehr teuer und je mehr davon in einer Farbe drin ist, desto teurer wird die Farbe zusätzlich. Im Regelfall kann man also davon ausgehen, dass billige Aquarellfarben gestreckt und dadurch von schlechterer Qualität sind. Am sichersten kann man gute Qualität an der Bezeichnung „Künstlerfarben“ erkennen. Diese sind in der Regel von hoher Qualität. „Studienfarben“ hingegen sind meist von minderer Qualität und wirklich nur für Lernzwecke und Übungen brauchbar. Ist weder die eine noch die andere Bezeichnung zusätzlich auf der Packung beschrieben und noch nicht mal ein echter Hersteller erkennbar, sollte man von vorneherein gleich die Finger davon lassen. Diese Farben sind in den allermeisten Fällen von schlechter Qualität.

Die einzelnen Hersteller bieten eine Farbpalette von 24 bis zu 250 verschiedenen Farbnuancen an. Nicht alle Farben bestehen hier aus nur einem Pigment. Einige Farbnuancen enthalten bis zu drei Pigmente. Man kann dies meist auf der Packung ersehen. Der CI (Colourindex) weist dann Bezeichnungen wie PB 15 oder PY 138 auf. P steht hier für „Pigment“, die anderen Buchstaben bezeichnen die englischen Anfangsbuchstaben der betreffenden Farbe also Y für Yellow (Gelb), R für Red (Rot), G für Green (Grün), Br für Brown (Braun) etc. Die Zahl am Ende bezieht sich darauf, um welche Art von Pigment es sich handelt. Jedes bekannte Pigment wurde einst registriert und ihm eine Nummer zugewiesen. So kann man die Pigmente unterscheiden. Denn oft haben dieselben Pigmente bei verschiedenen Herstellern unterschiedliche Verkaufsnamen. Der eine Hersteller bezeichnet beispielsweise ein ganz anderes Pigment als Indischgelb als ein anderer Hersteller. So schön die Farbnuancen mit vielen Pigmenten oftmals sind, zum Mischen mit anderen Farben sind sie meist nur bedingt brauchbar, denn je mehr Pigmente in einer Mischung enthalten sind, desto schmutziger wirkt sie und verliert an Leuchtkraft. Einige Künstler schwören daher darauf, sich nur Ein-Pigment-Farben zuzulegen.

Heute gibt es unzählige verschiedene Farbnuancen. Manche erzeugen sogar Spezialeffekte, indem sie irisierend oder metallisch schimmern. Manche enthalten stark granulierende Farbpigmente, die sich in die Täler der Papieroberfläche setzen und so interessante Effekte durch viele kleine unregelmäßige Punkte erzeugen. Manche Farben enthalten zwei verschiedene Pigmente, die sich bei Wasserkontakt voneinander trennen und interessante Eindrücke entstehen lassen. Heute kann man wirklich so kreativ sein wie nie zuvor.

Ein Aquarell besticht an sich durch seine transparente Wirkung. Jedoch sind nicht alle Pigmente der Aquarellmalerei transparent. Einige erscheinen semi-transparent und einige wenige sind opak, d.h. deckend. Bei diesen Farben ist Vorsicht geboten, denn unter liegende Schichten schimmern hier nicht durch. Solche Farben sollten also eher sparsam eingesetzt werden, es sei denn man bezweckt gerade diese opaken Effekt in seinem Motiv. Eine weitere Eigenschaft von Pigmenten ist ihre Farbkraft. Manche Farbpigmente sinken so tief in das Aquarellpapier ein, dass sie nicht mehr abgehoben werden können. Man nennt sie auch „staining colours“. Im Gegensatz dazu sind die „non-staining colours“ nicht stark färbend und „sitzen“ auf der Papieroberfläche. Dort können sie meist problemlos mit einem feuchten Pinsel und einem Taschentuch oder anderem Cellulosepapier abgetupft werden.

Aquarellfarben haben zwar als Lösungsmittel Wasser, sind aber dennoch nicht ungefährlich. Bleihaltige Farbe darf heute nicht mehr hergestellt werden, aber auch Cadmium und Cobalt sowie einige andere Elemente und Verbindungen stehen im Verdacht, Krebs zu erregen und sollten daher nicht auf die Haut, die Atemwege oder gar durch Verschlucken in den Körper gelangen. So sollte man seine Haustiere besser vom Trinken des Waschwassers abhalten und man selbst sollte bei Gebrauch dieser giftigen Substanzen ebenfalls Vorsicht walten lassen. Eine Möglichkeit wäre es, beim Malen Einweghandschuhe zu tragen.