Sichtbare Pinselstriche – was tun?

Wenn ich mir die Erstlingswerke von einigen Anfängern anschaue, fällt mir immer wieder auf, dass man Pinselstriche erkennt, wo eigentlich keine erkennbar sein sollten, also zum Beispiel bei einer Lasur im Himmel oder einer Vordergrundfläche, die eigentlich eher zart verlaufend aussehen sollte – zumindest wenn es als einheitliche Fläche geplant war. Hierfür gibt es meistens zwei Gründe, die auch in Kombination auftreten können. Erstens: der Pinsel ist zu klein. Mit einem 6er Rundpinsel eine gleichmäßige Lavierung für einen Himmel auf einem 30×40 cm Papier anzulegen, schafft noch nicht mal der beste Profi ohne dass man Pinselstriche sieht. Also ist die erste Möglichkeit, das Problem zu beheben, die Wahl eines größeren Pinsels. Für großflächige Lavierungen empfehlen sich Flachpinsel der Breite 2,5 bis 5 cm oder mehr. Bei einem Rundpinsel sollte der Pinsel schon wenigstens Größe 12-18 oder mehr aufweisen. Verständlicherweise hat der Anfänger keine große Lust am Anfang gleich immense Summen in Material zu investieren, zumal gerade die Pinsel sehr teuer sind. Aber in der Regel ist ein Pinsel eine einmalige Anschaffung, denn bei guter Pflege hält er sich sehr viele Jahre bis Jahrzehnte. Es muss ja nicht gleich der 20er Kollinsky-Rotmarder aus Sibirien sein. Es gibt auch schon sehr gute Mischhaarpinsel, die aus Naturhaar und Synthetikhaar bestehen und durchaus auch für den Anfänger, der „einfach mal schauen“ möchte, erschwinglich sind. Für einen breiten Flachpinsel eignet sich sogar ein reiner Synthetikpinsel, der einigermaßen viel Wasser halten kann. Also merke: auf die Größe kommt’s an (zumindest beim Pinsel).

Zweitens: der Pinsel ist zu trocken. Oftmals wird zu wenig Wasser verwendet, um gleichmäßige Flächen anzulegen. Ist der Pinsel zu trocken, können sich die Pigmente nicht gleichmäßig auf dem Papier verteilen, weil das Wasser die Pigmente transportiert und gleichmäßig verteilt. Ist zu wenig Transportmedium vorhanden, verteilen sich die Pigmente ungleichmäßig, weil das wenige Wasser zu schnell wegtrocknet, um eine gleichmäßige Ausbreitung der Pigmente zu fördern. Am besten mischt man sich in aller Ruhe eine große Menge Farb-Wasser-Gemisch an, bevor man loslegt. Als Faustregel gilt hier: immer doppelt so viel Menge anmischen, wie man meint zu brauchen. Denn man braucht grundsätzlich immer mehr als man denkt. So läuft man nicht in die Gefahr, während des Lavierens noch mal einen komplett neuen Ansatz mischen zu müssen. Bis der fertig ist, ist die Farbe auf dem Papier schon getrocknet und man hat keinen nahtlosen Übergang.

Bei einer Kombination von beiden „Fehlern“ kann man sich denken, wie das Ergebnis aussieht. Fazit: benutze immer einen adäquat großen Pinsel und verwende immer ausreichend Wasser. So werden Streifen und sichtbare Pinselstriche effektiv vermieden.